Große Aufregung im Haus Carl Sonnenschein – auf Einladung des Heimrates und der Einrichtungsleitung treffen sich alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Konferenzräumen im Stammsitz in der Fraumünsterstraße 33 in Fritzlar.
Kinder und Jugendliche und die HeimratsberaterInnen präsentieren ein Fahnen-Banner.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Fast alle der 85 Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gekommen – das erlebt man normalerweise nur einmal im Jahr bei der Weihnachtsfeier.
Der Heimrat mit seiner Heimratsberaterin, Carla Schelenz, und seinem Heimratsberater, Marius Isermann, haben sich wochenlang auf diesen Termin vorbereitet und an Textbeiträgen geschliffen.
Die Idee zu diesem Kindergipfel wurde im Präventionsrat der Kinder- und Jugendhilfe Haus Carl Sonnenschein geboren, der seit Herbst letzten Jahres regelmäßig tagt.
Kinder und MitarbeiterInnen warten auf die Eröffnung des 1. Kindergipfels.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Im Präventionsrat sind neben den Heimräten und seiner Beraterin und seinem Berater die Vertrauenspersonen, die „insofern erfahrene Fachkraft“ gemäß des § 8a des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und die Einrichtungsleitung vertreten.
Der Präventionsrat befasst sich inhaltlich mit ganz gezielten Fragestellungen, wie Gewalt oder sexuell geprägte Übergriffe an Kindern und Jugendlichen untereinander oder zwischen Erwachsenen und Kindern unterbunden werden können.
Prävention und Partizipation sind zwei Begriffe, die im Selbstverständnis der pädagogischen Arbeit im Haus Carl Sonnenschein eng zusammengehören – deshalb wird im Haus Carl Sonnenschein der Arbeit des Heimrates ein besonderer Stellenwert zugeordnet.
Kinder und MitarbeiterInnen warten auf die Eröffnung des 1. Kindergipfels.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Grundlagendokumente für die Heimratsarbeit sind der Hessische Erlass des Sozialministeriums zu „Grundrechten und Heimerziehung“ und die von 189 Staaten ratifizierte „UN-Kinderrechtskonvention“.
Moesha vom Heimrat und Dieter Kumpe als Leiter begrüßen zum 1. Kindergipfel.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Moesha und der Einrichtungsleiter, Dieter Kumpe, begrüßen gemeinsam die anwesenden Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die 12-jährige Moesha wirbt für die Mitarbeit im Heimrat.
Mafanta
berichtet vom geschlossenen Mädchenheim Fuldatal aus den 50iger Jahren des vorigen Jahrhunderts .
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Die 16-jährige Mafanta hat sich für ihren qualifizierten Realschulabschluss mit der Geschichte der Heimerziehung der 50ger und 60ger Jahre im vorigen Jahrhundert, und besonders mit dem Mädchenheim Fuldatal im Kloster Breitenau in Guxhagen, gar nicht weit von Fritzlar entfernt, beschäftigt. Sie berichtet, dass während des Naziregimes an gleicher Stelle ein KZ war. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein Mädchenheim eingerichtet, in dem es zu unbeschreiblichen Gewaltübergriffen und unmenschlicher Behandlung gekommen ist.
Obaid spricht über sexuelle Übergriffigkeiten.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Der 16-jährige Obaid berichtet, dass es auch im Haus Carl Sonnenschein in den zurückliegenden Jahren zwei Vorfälle grenzwertigen, übergriffigen Verhaltens von Mitarbeitern gegenüber Kindern und Jugendlichen gegeben hat, was zu sofortigen arbeitsrechtlichen Konsequenzen geführt hat.
Vertrauenspersonen Selina Liebert und Ira Bischoff (von links neben dem Leiter Dieter Kumpe) stellen sich vor.
Foto: Haus Carl Sonnenschein
Ira Bischoff und Selina Liebert haben sich in einer mehrwöchigen Ausbildung in der Fortbildungsakademie des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg zu Vertrauenspersonen ausbilden lassen. Sie stellen sich den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor und bieten sich als vertrauensvolle Ansprechpartnerinnen dann an, wenn Konflikte so verfahren sind, dass sie unlösbar scheinen.
Der Einrichtungsleiter bietet die Unterstützung und Hilfe der kommunalen Heimaufsicht des Schwalm-Eder-Kreises in Person von Herrn Walter Ritter und der Ombudsstelle für Kinder- und Jugendrechte in Hessen in Person von Frau Tasia Walter an, wenn Kinder und Jugendliche der Meinung sind, dass sie in der Bearbeitung ihrer vorgetragenen Probleme nicht ernstgenommen werden.
Eine Willkommens-Mappe, die vom Heimrat erstellt und von der caritaseigenen Druckerei „Carisma“ in Fulda gedruckt wurde, wird allen Kindern und Jugendlichen überreicht. In der Mappe werden alle neu angekommenen Kinder und Jugendlichen vom Heimrat und der Einrichtungsleitung herzlichst gegrüßt, die Grundrechte, die jedes Kind, auch in der stationären Kinder- und Jugendhilfe hat, werden ausführlich beschrieben. Es steht auch drin, wo und bei wem man sich beschweren kann, wie viel Taschen- und Bekleidungsgeld es gibt und wie die Arbeit des Heimrates über eine Satzung geregelt ist.
Anhand des Kapitels „Wie und bei wem kannst Du Dich beschweren“ in der Willkommens-Mappe wird der Weg einer Beschwerde beschrieben und die Ansprechpartner werden mit Telefonnummer vorgestellt und genannt – das Beschwerdemanagement ist damit umgesetzt.
Nach einer fast eineinhalbstündigen, konzentrierten Zusammenarbeit aller Beteiligten steht fest – „Der erste Kindergipfel im Haus Carl Sonnenschein war eine gelungene Sache.“ und „Das machen wir jetzt öfters.“